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Die Lebuser Minenfelder 1945 ff.

So wurde Lebus vermint:
Die Rote Armee, 1.Weißrussische Front, errichtete und konsolidierte im Zeitraum Februar-April 1945 an der Oder einen Brückenkopf von 44km Breite und 7-10km Tiefe, der sich von Lebus im Süden bis nördlich Kienitz erstreckte. Lebus war Teil dieses gigantischen Bollwerkes und wurde von der 247. (sowj.) Schützendivision gehalten. Die Außengrenze des Brückenkopfes schützte die Rote Armee u.a., so auch in Lebus, durch Minenfelder. Einem Zeitdokument von 1945 kann die Lage der Lebuser Minenfelder, die den Brückenkopf westlich der Oder lückenlos umschlossen, entnommen werden. Diese Handskizze fertigte der damalige "Natschalnik Polizia" (=Polizeichef im Amtsbereich Lebus) an. Als weiteres Zeitdokument ist ein Tonband-Mitschnitt zu benennen, auf dem selbiger Polizeichef Fragen Lebuser Schüler beantwortete.
Der Lebuser Minengürtel begann im Süden auf der (heutigen) Aussichtsstelle am östlichen Mühlental. Er überquerte die F112 nördlich des Mühlentales und verlief weiter in nordwestlicher Richtung geradlinig bis zur Schönfließer Straße, Ortsausgang. Dabei überquerte er in Höhe Elisenberg den Bahndamm. Der Elisenberg befand sich innerhalb des geschützten Bereiches. Der Minengürtel verlief weiter über die Seelower Chaussee in Höhe Einmündung der Straße zum Elisenheim, dann weiter nach Norden westlich dieser Straße bis er nach Osten schwenkend, den Bahndamm an der Lindenhof-Straße querte. Weiter führte er östlich des Bahndammes nordwärts, schwenkte vor dem Schäfergrund nach Osten und überquerte die Chaussee nach Podelzig. Im Bereich Lindenhof gab es, in der Tiefe gestaffelt, einen zweiten Minenstreifen.
Auch innerhalb des Brückenkopfes lagerte die Rote Armee Minen. Berichtet wird von einem großen Bunker auf dem Turmberg, im Garten des (dam.) Grundstück Lampe. An der Grundstücksgrenze zu (dam.) Sarach lagerten 5 Tellerminen.
So wurden die Minen beräumt :
Die erste, an Menschenopfern reiche Phase der Beräumung ist in der Zeit nach der deutschen Kapitulation bis Wintereinbruch 1945 anzusetzen und unterstand dem sowjetischen Geheimdienst. In der Frankfurter Horn-Kaserne befand sich ein abgeschlossener Bereich, von dem aus der Geheimdienst u.a. den Einsatz von ca. 2500 17-18jährigen gefangenen deutschen Jugendlichen steuerte. Diese waren in 5 Bataillonen zusammengefaßt, deren Einsatzgebiet das gesamte Oderbruch umfaßte. Ca. die Hälfte der Jugendlichen fand unter brutalsten Bedingungen bei diesem Eisatz den Tod. Allein im Lebuser Amtsbereich kamen ca. 200 Menschen zu Tode. Da die Struktureinheiten "arbeitsfähig" gehalten werden mussten, nahmen die Rotarmisten nach Kriegsende beliebige weitere Personen als Gefangene, Entlassungspapiere der Westmächte wurden einfach zerissen.
In Lebus befand sich ein solches Lager zeitweilig, durch Stacheldraht isoliert, gegenüber der Einmündung Kirschallee (Grundstück Jansch). Die Lager-Stärke wird mit 60-80 Gefangenen angegeben.
In der zweiten Phase der Beräumung (ab 1946) verpflichtete man örtliche Unternehmen, in Lebus z.B. die Firma Schmatus, zu dieser gefährlichen Tätigkeit. Im Zuge der Zentralisierung übertrug man die Beräumung dem Staatsbetrieb "Brandenburger Bergungs-,Tauch-,Spreng- und Schrott- Unternehmen" mit Sitz Brandenburg (Havel). Staatsbetrieb und private Unternehmen wirkten nebeneinander. Aus Lebus ist bekannt, daß einheimische Frauen eine Gruppe Rotarmisten bei der Beräumung unterstützten.
Auch in dieser Phase mußten zahlreiche Opfer beklagt werden. Ein Gedenkstein des Brandenburger Betriebes ehrt 29, bis in das Jahr 1949 hinein tödlich verunglückte Mitarbeiter. In Lebus ereigneten sich bei der Beräumung 2 schreckliche Unglücke. Im Frühsommer 1946 kamen in der Schönfließer Straße 5 Personen ums Leben, im Juli 1948 waren Opfer zu beklagen, als Frauen am Mallnower Weg östlich des Bahndammes die Laufgräben der Roten Armee einebneten.
Der Firmenchef Erich Schmatus verlor bei einer Explosion ein Auge, Mitarbeiter wurden verletzt. Eine schwere Verletzung erlitt Harry Hohman, als seine Kolonne die von der Roten Armee angerichteten Schäden am Deich reparierten. Er verlor vorübergehend das Augenlicht, weitere Mitarbeiter erlitten Verletzungen. Zu den tödlich verletzten Lebusern zählen weiterhin Erich Stiegemann und Johannes Heidgen, dessen Grab pflegten in der ersten Zeit 2 Lebuser Kinder.
In der dritten Phase ging ab 1949 die Verantwortlichkeit der Beräumung an die Polizei über. Bei Wunsch wurden die Mitarbeiter des Brandenburger Unternehmens übernommen. Die mit der Beräumung Betrauten erhielten den Status von Zivil-Angestellten.
Auch bis zum heutigen Zeitpunkt konnten die Kampfmittel aus jener schlimmen Zeit nicht völlig beseitigt werden, immer wieder erfahren wir aus der Presse von neuen Munitionsfunden, auch in Lebus. Zeitzeugen berichten auch, daß damals bei Feldarbeiten gefundene Munition in eine eiligst an Ort und Stelle ausgehobene Grube vergraben wurde, um die Arbeiten nicht zu verzögern.
Noch 30 Jahre nach Kriegsende, am 13.05.1975, ereignete sich im Simpel (das ist der Acker links der B167 in Richtung Schönfließ) eine Explosion mit tragischen Folgen. Der Lebuser Walter Ziebarth fand bei diesem schweren Unglück den Tod, sein Bruder Herbert wurde schwer verletzt.

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