Der Bauernhof Meissner konnte in Lebus auf eine lange Familien-Tradition zurückblicken. Willi Meissner (1896-1976)
bewirtschaftete den Hof bereits in der 4.Generation. Seine Vorgänger waren die Landwirte
Carl Friedrich Willhem Meissner (1858-1945) und Johann Friedrich Meissner. Von dessen Vater, der auch
schon auf diesem Hof als Landwirt tätig war, können keine Angaben gemacht werden.
Der Hof der Meissners war im Straßen-Dreieck Lindenstraße/Birnenallee (nördlich) gelegen.
Das Wohngebäude, als 2-Familien-Haus ausgeführt, stand stadtauswärts in Sichtachse der
Lindenstraße. Rechts und links neben dem Wohnhaus führten je ein Hoftor in Richtung Birnenallee
und Lindenstraße zum Holzberg. Die Ställe und eine Scheune waren im Rechteck angeordnet, so
dass man scherzhaft von einer "kleinen Festung" sprach (westlich stand der Kuhstall, 6 Milchkühe, östlich der
Pferdestall und nördlich die Scheune). An der Scheune angebaut befand sich schließlich noch ein
moderner Schweinestall, in dem 4 Ferkelsäue gehalten wurden.
Zum Hof gehörten 12 ha Land am Schäfergrund. Überwiegend baute man Getreide an, 3 ha
dienten dem Kartoffel-Anbau. Für den Anbau von Rüben war der Boden nicht geeignet.
Meissners brachten das Getreide zum Windmüller Matthias. Eine weitere
Einnahmequelle stellte die Sandgrube dar, nördlich des Schäfergrundes, 300m westlich der
Chaussee gelegen.
Am 05.02.1945 floh die Familie zusammen mit der Fam. Matthias vor der Roten Armee. Bereits 14 Tage
später war der Hof zerstört und abgebrannt. Das Grudstück lag in der Hauptstoßrichtung der Roten Armee,
die Lebus aus Richtung Norden her einnahm.
Nach Kriegsende suchte die Familie zunächst bei Luhmann, dann in der Oderstraße Unterkunft.
Zum etwas außerhalb gelegenen Hof wollte man zunächst nicht zurück, da man sich vor Übergriffen
fürchtete. Erst Mitte 1946 zog man dann mit den vier Kindern zurück auf den Hof in den gut erhaltenen Keller des
Wohnhauses, der noch bis 1976 zum Wohnen diente. Das Grundstück befand sich 1945 innerhalb des
sowjetischen Brückenkopfes, der Keller war mit Betten vollgestellt, vermutlich diente er als
Lazarett.
Lotte Meissner, Willi Meissners Frau, war in dieser Zeit, wie viele andere Lebuser, bei der
Beseitigung der Laufgräben und Bunker eingesetzt, die auch den eigenen Acker durchzogen. Ein
Bunker, der mit Mühe beseitigt werden musste, hatte jedoch auch sein Gutes: er lieferte Brennholz.
Die Landwirtschaft kam wieder in Gang. Die Altbauern belegte mit einem hohen Soll, Schlachten für eigenen
Bedarf war damals untersagt, bzw. wurde nicht genehmigt. Willi Meissner bekam gesundheitliche Probleme,
so dass die Hauptlast der Arbeiten immer mehr von seiner Frau getragen wurde. Auf dem Hof konnte
mit Mühe ein Stall wiedererrichtet werden. Nach erfolgter LPG-Gründung in Lebus fand der Sohn Jürgen dort seine Arbeit.
Erst nach diesem Zeitpunkt trat auch Willi Meissner der LPG Typ III bei, war aber wegen seiner
gesundheitlichen Probleme nicht mehr in der Lage, in der LPG zu arbeiten.
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