"Die Kreuzen" ist ein traditioneller volkstümlicher Lebuser Straßenname, den man auf einem Straßenschild vergeblich
sucht, aber den jeder Lebuser kennt. Er steht für den Straßenabschnitt, der von der Breiten Straße
unterhalb des Amtes in Höhe Einmündung der Hintergasse durch eine Schlucht bergauf zur Chaussee führt (zum Kreisel).
In früheren Zeiten war die Kreuzen ein Fußweg, der den Lebusern immer mehr Sorge bereitete. Bei Regen
spülte das Wasser von der Frankfurter Chaussee durch die Schlucht immer mehr Sand abwärts bis in
die Breite Straße hinein. Der Südhang der Schlucht wurde dabei unterspült, und es rutschte immer
mehr Erdreich herab. Es drohte ein größerer Erdrutsch, der möglicherweise auch eine Gefahr für
den Wasserturm darstellte.
Es war Gefahr im Verzuge und Bürgermeister Lüder brachte um 1930 ein Projekt auf den Weg, das
die beschriebenen Mängel und Gefahren beseitigte. Bei knapper Stadt-Kasse nahm der Freiwillige
Arbeitsdienst die Tätikeit auf, der Südhang der Schlucht wurde abgeschrägt und befestigt.
Das anfallende Erdreich diente dazu, das Niveau des Tales um reichlich 3 Meter zu heben und
auf 10 Meter zu verbreitern. Aus der Kreuzen wurde eine befestigte, von Fahrzeugen befahrbare
Straße. Das Regenwasser leitete man in eine dafür geschaffene Rinne.
Die Kreuzen verfügte nun neben der Fahrbahn über einen Fußweg mit Bordstein und zwei weitere Wege am Südhang
der Schlucht, die eine herrliche Aussicht auf Altstadt, Schloßberg und Odertal gestatteten.
Der eine Weg oberhalb des Südhanges verlief an den Grundstücksgrenzen der Bewohner Am Wasserturm.
Er verschwand nach 1945 dadurch, daß die Anwohner die Grundstückszäune zurückversetzten.
Den zweiten Weg, auf dem Absatz verlaufend, zierten Fliederbüsche, und Bänke luden zum Verweilen
ein. Dieser Weg verwilderte mit der Zeit.
Nach Fertigstellung des Projektes, aus dem FAD war inzwischen der RAD geworden, hieß das
Bauwerk "Straße des Reichsarbeitsdienstes". Allerdings konnte sich diese
Bezeichnung nicht durchsetzen, die Bezeichnung "Die Kreuzen" war eben kürzer und schöner.
Die weitere Befestigung der Kreuzen machte sich ca. 1980 erforderlich. Die Sowjetischen
Streitkräfte ließen am Oderblick eine Andock-Stelle für eine Ponton-Brücke einrichten. In diesem
Zusammenhang bekam die Kreuzen auch eine Schwarzdecke, um die Zufahrt von Mititär-Fahrzeugen
zu einer möglichen Ponton-Brücke zu gewährleisten.
Betrachtet man die Geschichte der Kreuzen, so darf auf keinen Fall der Hinweis auf das
reich ausgestattete Körpergrab fehlen, auf das man bei den Bauarbeiten am 27.03.1934 stieß.
Es stammt aus der späten römischen Kaiserzeit und ist zeitlich etwa auf 300 n.Chr. einzuordnen.
Die vorgefundene Bestattungsform ist in unserer Gegend eher selten anzutreffen.
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