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Die letzten Domänenpächter von Lebus - die Familie von Gansauge

Vor ca. 100 Jahren hörte die Domäne von Lebus auf zu bestehen. Einige Jahre zuvor war mit dem Tod der letzten beiden kinderlosen Domänenpächter Emil und Heinrich von Gansauge das letzte Kapitel der Domäne Lebus, die wirtschaftlich gesehen ja eine Fortsetzung des Bistums Lebus war, vorweg genommen worden. Die letzten Jahre der Von Gansauges waren wie der Abgesang einer Besitz- und Verwaltungsform, die sich überlebt hatte. Bis die 1960-iger Jahre wurde in Lebus eine Straße nach dem Ehrenbürger Emil von Gansauge benannt, heute wissen nicht mehr viele von der Bedeutung und vom Schicksal dieser Familie in Lebus.

Gliederung (bitte auf Kapitel klicken) :
Domäne in der Nachfolge des Bistums Lebus
Verpachtung 1812 – 1818
Die Familie Von Gansauge
3 Domänenpächter Von Gansauge
Die Domäne und das Amt Lebus unter den Von Gansauges
Ende der Domäne

Domäne in der Nachfolge des Bistums Lebus:

1539 fiel nach der Einführung der Reformation in Preußen unter Kurfürst Joachim II. und 1555 der Einziehung der geistlichen Güter auch das Bistum Lebus mit seinem großen Grundbesitz an den Staat. Der Markgraf Johann Georg trat als Landesherr selbst, gleichsam in die Nachfolge des Bischofs von Lebus, er verfügt nun als Admini-strator und Verwalter über den ehemaligen umfangreichen Grundbesitz des Bistums.

1563 übergeben die letzten Domherren ihre Güter, wie das Vorwerk Lebus, an Johann Georg gegen eine lebens-längliche Rente. Das bisher dem Bischof gehörende Allod in der Talsenke westlich des Schloßberges wurde in den Amtssitz des späteren, meist adligen, Domänenpächters umgewandelt, ein Herrensitz, dessen Hauptgebäu-de später als Herrenhaus oder altes Schloß bezeichnet wurde, errichtet. Im Amtssitzvorwerk blieb die zentrale Verwaltung d. Domäne Lebus bis zur Veräußerung 1913. Das Haus wurde 1945 beschädigt, 1946 abgetragen.

1598 wurden unter Markgrafen Johann Friedrich die nach der Säkularisierung neu geschaffenen Verhältnisse abschließend rechtlich fixiert, es entstanden das Amt und die Domäne Lebus. Die Domäne Lebus wurde zu ei-ner der ältesten und in ihrer Pachthöhe teuersten in Brandenburg. In der Folge gab es immer wieder Änderungen in der Domänenverwaltung, Form der Verpachtung in der Funktion des Amthauptmannes.

1689 erfolgte in Brandenburg die Einführung der geldwirtschaftlichen Verpachtung, die Domänen wurden nun in der Regel für eine 6-jährige Pachtzeit einem Generalpächter überlassen. Der Generalpächter unterstand der Kriegs- u. Domänenkammer und war der Kammer gegenüber mit der Zahlung der Pachtsumme verantwortlich. Gleichzeitig übte er in Personalunion auch als "Amtsrath" und Standesbeamter die obrigkeitlichen Befugnisse im Amt Lebus aus. Da die Landwirtschaft zu jener Zeit in Lebus eine beherrschende Stellung hatte, übten Domäne und Domänenpächter im Leben der Stadt einen bestimmenden und übermächtigen Einfluß aus.

Die Auseinandersetzungen zwischen Domänenpächter u. den bei der Domäne zu Dienstleistungen Verpflichteten (Arbeitsverweigerungen, minderwertige Dienste) zeigen, daß diese Wirtschaftsform in eine Krise geraten war.

Verpachtung 1812 – 1818:

Die Stein’schen Reformen, die in Preußen auf dem Lande durchgeführte Seperation in den folgenden Jahren, trug den Forderungen nach Veränderungen der Domänenpacht in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts Rechnung.

1812 wurde das bisher in Generalpacht, nun aber pachtlos gewordene Amt Lebus zur erneuten Pacht für 6 Jahre zur (nun) einzelnen Verpachtung ausgeschrieben. Zur Ausschreibung standen:

  • 1.: 2 Hauptvorwerke: diesseits der Oder u. jenseits der Oder ( Wiesenvorwerk genannt ) nebst Bierbrauerei, Branntweinbrennerei und Ziegelei
  • 2.: Vorwerk Podelzig:
  • 3.: Vorwerk Malisch:

  • 4.: kleine Zeitpachtstücke in einzeln. Verpachtung: Wiesen am Bullenwinkel; Treblinsch. See, "Zesdorfer See"

Vermutlich hat damals ein Oberamtmann Normann den Zuschlag bei d. Neuverpachtung erhalten. Aber schon 1820 ging die Domänenpacht durch Tausch an den bisherigen Pächter von Frauendorf August Gansauge

Die Familie Von Gansauge:

Das Geschlecht der Familie (Von) Gansauge lässt sich bis in die 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts zurückverfolgen, Andeutungen für eine semitische Abstammung der Gansauges lassen sich jedoch nicht weiter bestätigen.

  • Die bisher faßbaren 3 Linien der Familiengeschichte der Gansauges reichen zeitlich bis um 1540 Georg (I.) Ganssauge, Bürger und Schmied in Dohna) nach in Sachsen zurück. Die ersten Vertreter der Gansauges hat-ten einträgliche Berufe, wie Schmiede, Schlächter, Viehhändler, später Holzhändler und gehörten zu den gut situierten Bürgern ihrer Heimatstadt:

  1. = ältere, in Dohna verbliebene Linie (Georg Gansauge = Stammvater u. Vater der Brüder Gregor und Thomas Gansauge. Gregor führte diese ältere Linie in Dohna weiter.
  2. = eine mit der Übersiedlung von Thomas Gansauge um 1604 nach Burkhardswalde (Nachbarort von Dohna) gegründete, und mit Thomas und Martin Gansauge um 1604 weitergeführte "jüngere" Linie
  3. Der Bruder von Martin Gansauges war Abraham Ganßauge, der als Fleischhauer nach Tangermünde "ausgewanderte" u. dort die von der "jüngeren Linie" abgezweigte und, die in unseren Zusammenhang relevante, Tangermünder Linie, gründete. Das Haus Kirchgasse 47 des jüngeren Abraham Gansauge in Tangermünde, in dessen Vorgängerbau 1629 Wallenstein Quartier genommen hatte, trug die Jahres-zahl 1679. à Abraham Gansauge war der Stammvater der 2 Zweige der Familie, die 1786 und 1861 (August von Gansauge) geadelt wurden.

  • Die Zeit des 30-jährigen Krieg und Pestepedemien im ausgehenden 17. Jahrhundert sind schuld an einigen Unsicherheiten in der überlieferten Familiengeschichte. Erzählt wird von einem Gansauge, der im 30-jähri-gen Kriege ein ganzes österreichisches Regiment auf eigene Kosten unterhalten habe. Kurz vor Kriegsende sei das Regiment vernichtet u. Staat auch nicht in der Lage gewesen, die verauslagte Summe zu begleichen.
  • Schon in dieser ersten Zeit der Gansauges, über die es Informationen gibt, waren mehrere Domänenpächter, bzw. ihr erkennbares Bestreben Domänenpächter zu werden. In der Zeit des 7-jährig. Krieges bemühte sich Johann Friedrich Gansauge von Tangermünde aus 3 Mal vergeblich um die Pacht des Amtes Jerichow.
  • 1690 wird ein Abraham Gansauge in Tangermünde im Zusammenhang mit einer Rebellion gegen die da-mals übliche "Geschlechterwirtschaft" als Anführer in einer Kammerverordnung des Kurfürsten genannt.
  • Laut Familiengerüchten in der Großfamilie soll ein Teil der "Gansauges" plötzlich reich geworden sein, ob aus Kriegsgewinnen (z. B. als Kriegslieferanten; z.B. Joh. Friedr. Gansauge war "Geheimer Kriegsrat" oder einer Riesenerbschaft aus Westindien (ein reicher Gansauge soll in Amerika ohne Erben gestorben sein). Wie es auch sei, man gewinnt den Eindruck, daß der Zusammenhalt zwischen den einzelnen Zweigen der Gansauges später nicht mehr allzu innig war, vielleicht Vorurteile oder Aversionen untereinander bestanden, z.B. auch zu den Lebuser Gansauges, und deren Ende und Gedenken in Lebus überschatteten.
  • Zu Beginn des 18. Jahrh. ist mit dem 2. Abraham u. dessen Sohn Georg ein sozialer Aufstieg verbunden.

  • Abraham Gansauge: geb. 1725 ist Holzhändler in Tangermünde u. Geheimer Kriegsrat in Schönebeck
  • Georg ist Kauf- u. Handelsmann, man schließt zu den Spitzen der Stadt auf u. erwirbt ein beachtliches Vermögen. Beim Besuch des Königs 1759 in Tangermünde beherbergt das ansehnliche Haus in der Kirchstraße 47 die Prinzessin Amalie und ihre Begleitung.

  • Verwandtschaftliche Verbindungen zu den angesehenen Familien Kühne und Bennecke (Athensleben) sta-bilisieren die Familie der Gansauges in Zeiten der Not und des sozialen Abstieges.
  • Eine für die Familiengeschichte wichtige Person war Charlotte Louise Bennecke, geb. Gansauge, die mit ihrem von Gertrud Jonas zusammengestellten "Familienbild für Verwandte und Freunde" in 2 Bänden nicht nur eine Darstellung der Familiengeschichte bot, sondern eine lebendige Schilderung ihrer Zeit im 18. u. be-ginnenden 19. Jahrhundert vermittelte.
  • Im englisch-amerikanischen Krieg haben die Gansauges als Holzlieferanten mit den Engländern Geschäfte gemacht und Gewinne erzielt.
  • 1767 begann mit dem preuß. Kriegsrat und ehemaligen Holzhändler Abraham Gansauge aus Tangermünde der regelmäßige Braunkohleabbau in der Grube Altenweddingen. Mt einem Privileg von Friedrich II. (so-gen. "Gansaugische Privileg"), einem Monopol der alleinigen Betreibung in > 20 Qudratmeilen, verstand man mit dem Abbau der Braunkohle und ihrer Verwendung große Gewinne zu erzielen. Auf andere Unter-nehmer wirkte das "Gansaugische Privileg" lähmend und beeinträchtigte die Entwicklung der Region.
  • 1779 soll Abraham Gansauge der erste Besitzer einer Dampfmaschine im deutschen Bergbau gewesen sein. 1780 wurde er Geheimer Kriegsrat und 1786 geadelt. Von einem H. v. Gansauge gibt es eine 1834 erschie-nene "Geschichte des Krieges in der Mark Brandenburg von 1675". Es ist möglich, daß zwischenzeitlich Teile der Familie Von Gansauge (im Zuge der Stein’schen Reformen?) ihren Adelstitel abgelegt haben
  • Der Bruder des Geheimrathes Abraham Gansauge, Ludwig, starb als Zollinspektor von Saalhorn bei Calbe im Magedeburgischen, hinterließ 2 Töchter und 1 Sohn, den nachherigen Oberamtmann Carl Ludwig Gans-auge in Frauendorf, Vater des späteren Amtsrathes August Gansauge in Lebus. à
  • Direkte Linie bis zu Emil bzw. Heinrich von Gansauge:

  • Georg Gansauge: getauft 7.1.1690, gest./begr. 7.12.1748; Kauf- und Handelsmann in Tangermünde; am 20.8.1714 Ehe mit Sophia Elisabeth Ludewigs gest. (1.8.1746); Kinder: Abraham Gansauge (II ?); und Johann Friedrich Gansauge
  • Johann Friedrich Gansauge: getauft: 11.6.1734, gest. 17.9.1781; Salzfaktor auf dem Saalhorn (Insel an d. Saale); Ehe mit Charlotte Louise von Hern: à 4 Kinder: Charlotte Louise Bennecke geb.Gansauge u. Christian Ludewig Gansauge ( = Louis Christian Gansauge)
  • Louis Christian Gansauge: geb. 21.Juni 1766 in Saalhorn; gest. 19.September 1814 in Brink; König-lich Preußischer Oberamtmann in Bornstedt, später Pächter von Frauendorf; 2 Mal verheiratet; Ehe mit Sidonie Breymann: à Sohn August Karl Ludwig Gansauge,
  • August Karl Ludwig Gansauge: geb. 10.Mai 1795 in Bornstedt; gest. 9. November 1863 in Lebus; Erbe der Domänenpacht in Frauendorf, tauschte am 2.März 1820 mit dem Oberamtmann Normann die Domänenpacht in Lebus. 1.Ehe mit Emmy Kühne à Emil von Gansauge

Geschwister Emils von Gansauge = Verwandtschaft mit anderen Gutsbesitzer in der Umgebung:

° Minna von Gansauge 1821 – 1891: verheiratet mit Otto Koppe = Amtsrat von Kienitz

° Reinhard von Gansauge: 1822 – 1883: Oberlandesgerichtsrat von Naumburg

° Louis von Gansauge: 1824 – 1874: Gutspächter von Klessin

° Gertud von Gansauge: 1834 – 1918: verheiratet mit Moritz von Rosenstiel = Amtsrat in Gorgast

° Anna v. Gansauge: 1835- 1925: verheiratet in 1. Ehe mit C. W. E. Baath = Königl. Oberamtmann, in 2. Ehe mit Adolph Schmelzer: Königl. Amtmann in Sachsendorf

° 3 weitere Geschwister: Hedwig, Philipp und Margarete

  • Emil von Gansauge: Amtsrat in Lebus (1829–93), unverheiratet, kinderlos à Erlöschen dieser Linie
  • Heinrich von Gansauge: letzter Vertreter dieser Linie von Gansauge, starb kinderlos

3 Domänenpächter Von Gansauge

  • August Karl Ludwig Gansauge: geb. 10.Mai 1795 in Bornstedt; Erbe der Domänenpacht in Frauendorf, tauschte am 2.März 1820 mit d. Oberamtmann Normann die Domänenpacht in Lebus, war "Königlich preußischer Amtsrat in Lebus" und "Pächter der Domäne Lebus"; gest. 9.Novemb. 1863 in Lebus;

am 18. Oktober 1861 in den Preußischen Adelsstand (in Königsberg in Preußen) gehoben. à die Von Gansauges erhielten folgendes Wappen:

Unter mit der Königskrone belegtem, purpurnem Schildeshaupt gespaltenen; vorn in Blau ein von 3 (2, 1) goldenen Sternen begleiteter goldener Balken, hinten in Schwarz eine rautenartig gestellte silber-ne Sporenschnalle, deren quer-durchgehender Dorn linkshin gekehrt ist. Auf dem gekrönten Helme mit rechts blaugoldenen, links schwarz-silbernen Decken fünf (blau-golden-silbern-schwarze) Straußenfedern"

August Karl Ludwig Gansauge war 2 Mal verheiratet; aus der 1. Ehe Emil von Gansauge

  • Emil von Gansauge: geboren am 1.10.1829 in Lebus; unverheiratet, gestorben am 1.Juni 1893 in Lebus.

  • Zur Bereicherung seiner Kenntnisse besuchte er als junger Landwirt England, Holland und Schweden.
  • 1859 übernahm er gemeinsam mit seinem Vater die königliche Domäne Lebus (Neuverpachung?)
  • Königlich Preußischer Amtsrat in Lebus; ab 1872 Titel "Oberamtmann"; Domänenpächter; Mitgründer und Mitbesitzer der Zuckerfabrik in Lebus
  • Soziales Wirken: Emil v. Gansauge war für seine Wohltätigkeiten gegenüber Armen bekannt, wer in Not zu ihm kam, erhielt Hilfe:
    "Ich bin zu nahe am Wasser geboren, daher sehr leicht zu Tränen gerührt".

+ Bau einer Schule ?

+ Bau einer "Kleinkindschule"

+ half allen, die ihn um Hilfe baten

  • Emil von Gansauge war Träger des "Rothen Adlerordens 4. Klasse"; Ehrenmitglied der Schützengilde und des Landwehr- und Kriegervereines Lebus.
  • 1865 erbaute Emil von Gansauge die Zuckerfabrik in Lebus.
  • Emil von Gansauge war Ehrenbürger der Stadt Lebus (wann und nähere Begründung nicht belegt)
  • 1872 erhielt er den Titel "Oberamtmann".
  • 1881 erhielt er den Titel "Amtsrat"
  • In der Großfamilie galt Emil von Gansauge als "fröhlicher (vielleicht auch kauziger) alter Junggeselle", der überall in der Gegend Ffo-Küstrin-Landsberg "Onkel Emil" genannt wurde
  • Am 4.Juni 1893 wurde er auf seinem ausdrücklichen Wunsch auf dem städtischen Friedhof Lebus und nicht auf der Domäne, wo seine Eltern und Geschwister bestattet liegen, beerdigt. (?) Wo und Warum?

Die Domäne und das Amt Lebus unter den Von Gansauges:

Wie die Familie Von Gansauge erreichte auch die Domäne in der Mitte des 19. Jahrh. einen letzten Höhepunkt.

  • 1823: brannte das Höhenvorwerk ab, na. Wiederaufbau u. Wiederverpachtung wird es seit dem "Elisenberg" genannt (über die Namensgeberin Elise ist nichts bekannt), 1917 wird es in die Stadt Lebus eingemeindet.
  • Bis 1838 gehörten zur Domäne auch eine Brauerei und eine Brennerei, die Krüge (Gastwirtschaften) von Lebus waren verpflichtet nur die von der Domäne hergestellten Spirituosen anzubieten. Trotz dieses durch alte Privilegien gesicherten Absatzes wurden Brauerei und Brennerei immer unwirtschaftlicher. 1877 wur-den sie in eine Stärke- und Sirupfabrik verwandelt. 1894 wird auch die Stärke- u. Sirupfabrik nicht mehr angeführt. Wann und wie diese stillgelegt worden, ist nicht bekannt. Standort: Kietzer Str. 167 (heute 4)
  • Zur Domäne gehörte eine Ziegelei, die 1883, als die Tonvorkommen erschöpft waren, geschlossen wurde.
  • 1865: Bau der Zuckerfabrik: Um einen höheren Gewinn zu erzielen, ließen viele Grundherren damals Be-triebe zur größeren Veredlung ihrer landwirtschaftlichen Produkte bauen. So ließ auch Emil v. Gansauge auf dem domäneeigenen Wiesenvorwerk von Lebus eine Zuckerfabrik errichten, die die Zuckerrüben (ver-mutl. von seinen Äckern re. d. Oder u. den Clessiner Ländereien) verarbeitete. Die Zuckerfabrik war z.T. ein geschäftl. außerhalb der Domäne betriebenes Unternehmen: "Zuckerfabrik Emil von Gansauge & Co."

In den Wintermonaten arbeiteten einige der Bauhandwerker aus Neu-Lebus, die witterungsbedingt sonst be-schäftigungslos gewesen wären, in der Zuckerfabrik. Zur Versorgung d. Arbeiter u. Besucher wurde im Be-reich der Zuckerfabrik eine Gaststätte mit Schankrecht errichtet, sie soll auch später noch existiert haben. Die Zuckerfabrik befand sich ca. 200m nördlich von "Vierscheunen", dicht hinter dem re. Oderdamm

Die Monokultur auf dem, auch durch Landkäufe wie das Breitkreuz’-sche Gut re. d. Oder, nicht ausreichend vorhandenen, bzw. anderen nicht optimal für Zuckerrübenanbau geeigneten Boden führte vermutlich zum Rückgang der Rentabilität, die allgemeine Krise in Folge der Überhitzung der Gründerjahre führten zu gro-ßen wirtschaftlichen Verlusten der Domäne. Die Zuckerfabrik ging konkurs und wurde 1902 geschlossen.

  • 1876 gliederte sich der Grundbesitz der Lebuser Domäne von 1017 ha in:

+ das Höhenvorwerk mit 435 ha

+ das Wiesenvorwerk rechts der Oder mit 487 ha

+ Busch links der Oder mit 95 ha

  • 1899 gehörten zur Domäne Lebus:

+ das Wiesenvorwerk (östlich von Lebus re. d. Oder) à später entsteht hier der Ort Tirpitz

+ das Vorwerk "Elisenberg" südlich des Stadtrandes von Lebus

+ Amtssitzvorwerk (Verwaltung der Domäne; Verwalter saß im "Roten Haus" neben dem Herrenhaus

  • Louis v. Gansauge: Bruder des Emil v. Gansauge war Pächter in Klessin, er starb vor seinem Bruder Emil
  • Heinrich von Gansauge:

Heinrich von Gansauge, der letzte Von Gansauge, war ein alter, kinderloser Mann; Hauptmann a.D. der Hirschberger Jäger. Eine verwitwete Schwester von Schultzendorff führte ihm in Lebus den Haushalt. Im Juli 1901 stirbt er als der letzte Königliche Domänenpächter in Lebus.

Ende der Domäne:

Heinrich von Gansauge verstarb kinderlos, die Von Gansauges mußten die Domänenpacht aufgeben; es heißt, die weiblichen Mitglieder der Familie sollen verarmt Lebus verlassen haben. Ein Teil soll ins Baltikum, ein anderer Teil nach Weimar zu Verwandten gezogen sein.

Der Rittergutsbesitzer Heyden aus dem benachbarten Clessin übernahm "kommissarisch" die Domäne Lebus. Die Domäne wurde nicht mehr neuverpachtet, sie hatte sich ökonomisch und historisch überlebt.

Das Herrenhaus kam in Besitz der Stadt Lebus. Eine Erinnerung war für viele Lebuser die heutige Straße "Am Elisenberg", die auch nach dem 2. Weltkrieg, bis in die 1960-iger Jahre, noch "Emil-von Gansauge-Straße" hieß.

Wichtiger für die Entwicklung von Lebus war aber die Umwandlung des riesigen Grundbesitzes der Domäne in Siedlerstellen, die etwa 1913 einsetzte und der, neben der Ansiedlung um den Bahnhof Lebus herum , die Stadt ihre Ausdehnung über die Altstadt hinaus nach Westen verdankte.

Aber das ist ein weiteres Kapitel der Geschichte der Stadt Lebus, die in diesem Zusammenhang viel dem segens-reichen Wirken der "Landgesellschaft Eigene Scholle" verdankt.

Autor: Manfred Hunger
Telefon-Kontakt: 033 604 - 50 49

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