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Lebuser Burgberg

Der 100m breite und 550m lange Bergrücken an der Oder diente den Menschen schon früh als Siedlungsgebiet. Er wird von allen Seiten durch schwer ersteigbare Steilhänge begrenzt und galt in vor-und frühgeschichtlicher Zeit als fast uneinnehmbare Festung. Durch Einschnitte in 3 Abschnitte unterteilt, unterscheiden wir heute (von Süd nach Nord) den Turmberg, Schloßberg und Pletschenberg. Im 14. Jahrhundert verlor der Pletschenberg durch Erdrutsch in Richtung Oder einen Großteil seiner Fläche.
Auf älteste Spuren einer Besiedlung des Lebuser Burgberges weist der sensationelle Fund von u.a. 98 Bronzebeilen im Jahre 2003 hin. Demnach könnte schon vor rund 3000 Jahren, also in der jüngeren Bronzzezeit, eine Besiedlung des Berges bestanden haben.
Im 9.Jahrhundert besiedelten und befestigten Slaven der "Aurither Kultur" den Bergrücken. Diese Wehranlage gehört zu den ältesten und größten bekannten Volksburgen in Mitteleuropa.
In mittel- und spätslavischer Zeit stellte die Burganlage einen bedeutenden regionalen Herrschaftsschwerpunkt des polnischen Staates dar. Nach der Niederwerfung der Stammesgruppen an der mittleren Oder und Zerstörung der Burgwälle in der Umgebung (Reitwein, Lossow) im 10. Jahrhundert befestigten die Polen den Burgberg erneut und legten auf dem Turmberg eine Kastellaneiburg als westliches Herrschaftszentrum an. Die erste schrifliche Erwähnung der Feste Lebus stammt von 1109.
Im Verlauf des frühen 12.Jahrhunderts folgte mit der Errichtung des Bistums Lebus auch die kirchliche Vorrangstellung des Ortes. Auf dem Schloßberg wird 1236 die Domkirche St.Adelbert errichtet (Reste der Grundmauern wurden 2000 freigelegt). In dieser Zeit erlangte der Ort wegen seiner Lage an Oder und Handelswegen auch hohe strategische Bedeutung. Es war die Blütezeit des Lebuser Landes
Der Kampf um die Schlüsselstellung von Burg und Land Lebus erreichte im 13.Jahrhundert seinen Höhepunkt. Von deutscher Seite gab es drei untereinander konkurrierende Mächte, die ihren Herrschaftsanspruch auf Lebus geltend machten: die Erzbischöfe von Magdeburg, die Wettiner und die Askanier als brandenburgische Markgrafen. Da die Piasten durch Familienzwist in ihrer politischen Macht sehr geschwächt waren, kam es 1249 im Vertrag von Liegnitz zur Teilung des Lebuser Landes, die Doppelherrschaft (bis 1287) beginnt. Das Geschlecht der Piasten wird verdrängt und der Lebuser Burgberg aufgeteilt. Aus dieser Zeit sind zwei Burgvögte belegt, die zwei unterschiedlichen Herren dienten.
Ausgrabungen zeigten, dass der Burgberg zwei Burgen auf entgegengesetzten Teilen trug. Die Burg auf dem Pletschenberg (mit massivem Rundturm) verlor durch Besitzerwechsel bald ihre Bedeutung und hatte eine vergleichsweise kurze Lebensdauer. Durch Erdrutsch verschwanden im 14.Jahrhundert erhebliche Teile dieser Burg.
Dem Bischof fiel nunmehr die Wahl nicht schwer, die Burg auf dem Turmberg weiter auszubauen. Bereits im 13.Jahrhundert war dort anstelle der Kastellaneiburg eine in Stein ausgeführte Anlage entstanden. Wohl erst jetzt ließ er sie mit 3 Rundtürmen und Gebäuden ausstatten. Die Rundtürme waren noch lange nach Aufgabe der Burg bis in das 18.Jahrhundert hinein ein Wahrzeichen unserer Stadt.
Im Jahre 1713 traf ein Blitz einen Turm, der nun zur Gefahr für die Stadtkirche wurde. Die Mauerreste wurden 1765 abgetragen und zum Bau einer Ziegelei für das Kolonistendorf Neu Lebus verwendet.
So läßt heute der Name Burgberg nur noch die Bedeutung einstiger Burgen in grauen Vorzeiten erahnen.

Autor: Inge Zietlow

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