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Brückmühle

Im Mühlental, südlich von Lebus, befanden sich früher drei Mühlen: Obermühle, Mittelmühle und Brückmühle. Die Brückmühle lag am nordwestlichen Fuße der Oderberge, dort wo das Mühlental in das Odertal übergeht.
Im Jahre 1926 übernahm der Müller Gustav Hochtritt vom Vorgänger, Dr. Kaß, die Mühle durch Kauf. Gustav Hochtritt betrieb zuvor eine Pachtmühle (Wassermühle) in Wilnow. Vor Dr. Kaß gehörte die Brückmühle dem Müller Zielicke.
Die Brückmühle galt mit einer Kapazität von 4 Tonnen Mehl in 24 Std. als leistungsstärkste Lebuser Mühle. Die Schrot-Kapazität lag noch höher. Der Antrieb erfolgte durch eine Wasserturbine, die durch einen Elektromotor verstärkt werden konnte. Die Antriebsleistung belief sich auf 20 PS. Der Müllerteich als Wasserreservoir erstreckte sich unmittelbar an der Gaststätte Unterkrug. Die Ausstattung der Brückmühle befand sich auf modernem Niveau, und umfaßte auch einen Fahrstuhl. Die Turbinenachse reichte über den Mühlengraben hinweg bis in ein Holzgebäude hinein, und trieb dort bei Bedarf ein Sägegatter an. Abnehmer des geschnittenen Holzes war der Lebuser Baumeister Fröhlich.
Der neue Walzenstuhl, den Gustav Hochtritt noch beschafft hatte, konnte wegen der Ereignisse 1945 nicht mehr in Betrieb genommen werden.
Gustav Hochtritt kaufte das Korn von Bauern aus Lebus und Wüste Kunersdorf. Zu seinen Kunden zählten u.a. die Bäckereien Leschke, Fröhlich und Koch (Frankfurt/O), Krüger (Booßen) und Heidenreich (Kliestow).
Gustav Hochtritt betrieb auch Landwirtschaft, Ackerbau und Viehhaltung. Von der Stadt Lebus pachtete er die Oderberge als Weideflächen. Getreide wurde für den eigenen Bedarf angebaut. Der Müllerteich diente auch der Fisch-Haltung. Mitunter waren so viele Aale vorhanden, dass die Wasserturbine angehalten werden musste.
Einen schweren Einschnitt brachte das Jahr 1945. Das gesamte Anwesen wurde völlig zerstört. Der Erdboden barg zahlreiche Minen und Granaten, ein Laufgraben durchzog das Grundstück.
Nach dem Krieg baute Kurt Hochtritt, ein Sohn von Gustav Hochtritt, die Mühle wieder auf. Hanna, seine Mutter, schippte die Laufgräben wieder zu. Ab 1949 konnte wieder gemahlen werden.
Mit dem Eintritt in die LPG Typ I stellte Kurt Hochtritt im Jahre 1960 seine Tätigkeit als Müller ein. Seit diesem Zeitpunkt wurden Müllerteich und Gräben nicht mehr instandgehalten. Kurt Hochtritt war gelernter Bäcker/Konditor und bewohnte das ehemalige Mühlengebäude bis 1999.

 

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